Handball, 2. Bundesliga, Frauen: Bergischer HC – VfL Waiblingen 28:28 (18:13)
Mit einer hervorragenden kämpferischen Einstellung holten sich die TIGERS nach einem weiteren Handball-Krimi einen verdienten Punkt beim hochgehandelten Bergischen HC. Das 28:28-Unentschieden (13:18) wurde von den TIGER Girls wie ein Auswärtssieg gefeiert, nachdem sie in der ersten Halbzeit schon mit bis zu sechs Toren in Rückstand geraten waren.
Wie schon vor zwei Wochen bei der unglücklichen 29:30-Niederlage gegen die Füchse Berlin drohte der VfL trotz der tollen Aufholjagd im zweiten Durchgang am Ende erneut mit leeren Händen dazustehen. Doch das personell dezimierte TIGERS-Team holte in der Schlussphase den 26:28-Rückstand noch auf und nahm verdient einen Auswärtspunkt von Solingen mit.
Der TIGERS-Trainer Kai Freese ging aufgrund von Verletzungen mit einer veränderten Startformation ins Rennen beim Aufstiegsaspiranten Bergischer HC. Die TIGERS hielten in der Anfangsphase sehr gut mit und führten nach dem Treffer von Annika Walz in der 6. Minute sogar mit 5:3. Dann zog der Gastgeber jedoch das Tempo spürbar an, die VfL-Defensive inklusive Torhüterin bekamen nur noch wenig Zugriff auf Gegner und Ball. Obwohl die TIGERS auch ihr eigenes Angriffsspiel recht flüssig und mit wenig technischen Fehlern gestalteten, setzte sich der BHC mehr und mehr ab. Nach knapp 20 Minuten führte die Heimmannschaft durch den Treffer von Prudence Kinlend zum 15:9 erstmals mit sechs Toren Differenz. Doch der VfL kämpfte mit Geduld und Übersicht unverdrossen weiter und war seinem Gegner, auch dank der treffsicheren TIGERS-Rückraumschützin Laura Nagy, bis zum Pausenpfiff (18:13) wieder ebenbürtig.
Der BHC schien sich durch den Vorsprung und seine deutlich größere Anzahl an Auswechselspielerinnen schon recht sicher zu fühlen. Doch da hatte der Gastgeber die Rechnung ohne das TIGERS-Team gemacht. „Die Umstellung der Abwehr auf 5:1 war der Schlüssel zum späteren Erfolg“, analysierte der VfL-Coach Kai Freese nach dem Spiel. „Zudem hat heute Laura Nagy ein überragendes Spiel im Angriff gemacht und mit ihrer hohen Trefferquote viel Selbstvertrauen getankt.“
Tatsächlich zeigte die umgestellte TIGERS-Defensive den BHC-Angreiferinnen nun deutlich ihre Schranken auf. Im eigenen Angriff spielte der VfL diszipliniert und geduldig, sowie mit vielen guten Ideen und dem genauen Timing beim Stoßen auf die Lücken in der BHC-Abwehr. Belen Gettwart und Samira Brand trieben das Waiblinger Angriffsspiel an, der ebenfalls starken Isabel Toth (Kai Freese: „Isi brachte nochmals richtig Tempo rein.“) gelang 14 Minuten nach dem Wiederanpfiff der 21:21-Ausgleich. Und es kam noch besser für die TIGERS: Gestützt auf die auf allen Positionen sehr starke Abwehr holte sich der VfL siebeneinhalb Minuten vor dem Ende die 25:23-Führung durch den bereits neunten Treffer von Laura Nagy.
In den Folgeminuten schienen die TIGER Girls jedoch ein Déjà-vu wie vor zwei Wochen gegen Berlin erleben zu müssen. Nach einem verworfenen Strafwurf, einem Offensivfoul und einem Fehlpass des VfL konterte der Bergische HC wieder zur eigenen Zwei-Tore-Führung (28:26) zweieinhalb Minuten vor dem Schlusspfiff. Auch haderte Kai Freese nicht nur in dieser Phase mit einigen aus VfL-Sicht strittigen Entscheidungen der beiden Schiedsrichterinnen. Dennoch belohnte sich der VfL für seine starke kämpferische Leistung. Belen Gettwart verkürzte nervenstark vom Siebenmeterpunkt und Isi Toth schließlich traf zehn Sekunden vor dem Abpfiff zum verdienten 28:28-Ausgleich. Das TIGERS-Team feierte mit einem Freudentänzchen auf dem Parkett der Solinger Halle den unerwarteten Punktgewinn beim Favoriten, der dem VfL sicherlich viel Selbstvertrauen für die drei sehr wichtigen im Dezember anstehenden Partien gegen die Tabellennachbarn Werder Bremen (7.12.), in Bad Wildungen (14.12.) und gegen die HL Buchholz 08-Rosengarten (21.12.) geben wird.
Nochmals der TIGERS-Coach Kai Freese: „Ich bin wirklich sehr stolz auf das ganze Team, mit welchem Einsatz hier jede einzelne Spielerin aufgetreten ist und gefightet hat. Maren Keil beispielsweise biss trotz dickem Knöchel auf die Zähne, Lena Siebert spielte 60 Minuten durch.“
Bergischer HC: Natascha Krückemeier, Leni Wagner, Yelyzaveta Salimova; Annalena Welsch (2), Prudence Kinlend (7/2), Leonie Kockel (6/2), Henriette Clauberg (1), Franziska Thomas (2), Sofie Hansson Lloyd, Lucy Krawinkel (3), Djazzmin Trabelsi (3), Vesna Tolic, Lina Seiffahrt (1), Lea Albers (1), Hannah Kamp (2), Lea Liebetrau.
VfL Waiblingen: Sarah Nørregaard Thomsen, Antonia Thurner; Vivienne Hildebrandt, Isabel Toth (5), Lena Siebert, Belen Gettwart (7/5), Isabel Kattner (1), Samira Brand (2), Annika Walz (1), Kimberly Gisa (1), Laura Nagy (9), Maren Keil (2).
Bericht: Frank Moser